Als Ali Hakim mit Larissa Neudert als Ado Annie
Lippische Landeszeitung
Westwärts ziehen die Standhaften
Cowboys, Farmer, Folk und Happy End: Musical "Oklahoma!" feiert Premiere im Landestheater
VON ILSE FRANZ-NEVERMANN
Detmold. Das geschickt gedrechselte Folk-Musical von Richard Rodgers und Oscar Hammerstein II hat seit seiner Uraufführung vor 68 Jahren einen weltweiten Siegeszug angetreten. Denn nicht nur in der Neuen Welt schätzt man offenbar die Besinnung auf amerikanische Pionier-Tugenden und deren eigenwillige "Law and Order"-Gesetzgebung.
Nicht zuletzt gibt es, wie bei der Premiere am Freitagabend in Detmold, massenweise Ohrwürmer zu hören, die das Orchester unter Jörg Pitschmanna mit verhaltenem Sentiment oder schmissig-schwungvoll gestaltete. Neben den zahlreichen Solisten begeisterte auch der durch einen Extra-Chor verstärkte Landestheater-Chor in der Einstudierung durch Marbod Kaiser.
Variable Maisfelder, ein meist in klarem Blau erstrahlender Himmel und farbenfrohe Kostüme aus der Pionierzeit hat Ausstatterin Petra Mollérus als Rahmen für das lebhafte Geschehen vorgegeben, das sich vor allem um amouröse Rivalitäten zwischen Cowboys und Farmern rankt. Eingebettet ist deren Gefühlsleben in zahlreiche lebendig gestaltete Alltagsszenen voller Situationskomik. Und immer wieder wird das Ballett in der Choreographie von Richard Lowe geschickt in die Handlung integriert - düster als Traumsequenz am Ende des ersten Aktes, übermütig und voller Temperament kurz vor dem von der berühmten Hymne geprägten Finale.
Bryan Boyce in der Rolle des (vorerst) vergeblich werbenden Cowboys Curly kann sich stimmlich und darstellerisch aus einem etwas zähen Beginn heraus arbeiten. An seiner Seite gibt Catalina Bertucci überzeugend die naive Farmerin Laurey. Was kleinere Rollen in richtiger Besetzung hergeben, beweist vor allem Manfred Ohnoutka als liebestoller, aber ehefeindlicher Händler Ali Hakim. Als Gewinn für das Ensemble erweist sich die aus dem Opernstudio kommende Sopranistin Larissa Neudert als Ado Annie. Und Brigitte Bauma ist als resolute Tante Ella hier einmal in einer mit nur wenig Gesang ausgestatteten Sprechrolle zu erleben.
Doch nicht alle dunklen Seiten werden in dieser Idealisierung des Mythos "America" ausgeblendet. Dazu trägt vor allem Andreas Jören bei, der bei seinen Auftritten als finsterer Rancher Jud Fry ahnen lässt, wie schnell Einsamkeit und Hass in tödliche Gewalt umschlagen können. Und auch in seiner Schlussszene blitzt der Verdacht auf, dass es mit dem gefeierten Happy-End doch nicht so gut bestellt ist.
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